Reinhard Ringl

„Der Fliegerhorst Wien-Schwechat“

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Von Adolf Ezsöl – erschienen im pilum literatur verlag

Schon vor einiger Zeit erschien dieses über 100 Seiten starke und 180 Bilder enthaltende Werk des rührigen, weithin bekannten ehemaligen schwechater Stadtarchivars, das sich in zwei Teile gliedert:

1.  Teil: Fliegerhorst der Deutschen Luftwaffe von 1938 bis 1945 (einschließlich der „Schwechater Heinkel-Werke“ und „Das Außenlager des KZ-Mauthausen, „Wien-Schwechat 2“, von 1943 bis 1945

2.Teil: Militärflughafen der britischen und französischen Besatzungsmacht von 1945 bis 1955

Sich wie in den meisten seiner Publikationen auf Archivbestände, aber auch Zeitungen und Aussagen von Zeitzeugen stützend, hat Adolf Ezsöl eine Unmenge an Informationen zusammengetragen, gegliedert und kommentiert. Hier kommt ihm das große Verdienst zu, endlich einen Überblick über die Geschehnisse rund um die Entstehung des Fliegerhorstes „Schwechat Ost“ und seine Nutzung durch die Luftwaffe, anschließende „Verborgung“ an die Ernst-Heinkel-Werke mitsamt allen Grausamkeiten, die die eingesetzten KZ-Häftlinge, aber auch die durch die alliierten Bombenangriffe betroffenen Werksangehörigen über sich ergehen lassen mussten.

Die Einrichtung und der Betrieb des von Briten und Franzosen gemeinsam betriebenen Flugplatzes bringt viele bisher unbekannte Bilder und Daten – für mich war z.B. neu, dass auf diesem exterritorialen Flugplatz seit Beginn der Fünfzigerjahre die „B-Gendarmerie“, die in der Sowjetzone verboten war, zur Begrüßung von Staatsgästen durch Österreichische Repräsentanten eingesetzt war.

Der abschließende Exkurs beschreibt, teils auf des Autors eigenem Erleben fußend, die Übergabe an die Republik Österreich und den Beginn des eigenen Flughafenbetriebes bis hin zur Gestaltung der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Herrschaft.

Abseits fallweiser „Auslassungen“ ein hochinteressantes Werk, das einen wesentlichen Beitrag zum Lückenschluß der Lokalgeschichte des „Großraumes Fischamend“ darstellt – sehr zu empfehlen!

Erhältlich bei a.ezsoel@kabsi.at

Treher – Gedenken zum 80. Todestag

Am 23. 9. 2020 fand in der Pfarrkirche St. Michael eine Gedenkandacht, organisiert von Stadträtin Astrid Taschner und Willi Gärtner statt.

Die Begrüßung erfolgte durch Bürgermeister-Stellvertreter Gerald Baumgartlinger.

Rudi Ster informierte über die Familiengeschichte von Hans Rüdiger Treher, welcher 1940 mit seiner Maschine in der Fischa-Au abstürzte, sowie über die schwierige Bergung in den Jahren 2000-2002 und die damalige Beisetzung der sterblichen Überreste im September 2002.

Pfarrer Ivica Stankovic und der evangelische Geistliche Mag. Arno Preis trugen mit ihren rührenden Worten zur 80sten Wiederkehr des Fliegertodes des erst neunzehnjährigen Treher gefühlvoll bei. Die Familie Treher war von evangelischem Bekenntnis. Diese Tatsache wurde erst 2014 bei den Recherchen zum Buch „Treher, einer der Jagdflieger werden sollte“ bewiesen.

Die ILF verdichtet ihre Aktivitäten

In der aktuellen Generalversammlung der Interessengemeinschaft Luftfahrt Fischamend am 5. September 2020 wurden durch den Vorstand Rudi Ster, Reinhard Ringl und Willi Gärtner eine Vielzahl von Weichenstellungen zur künftigen historischen Arbeit für Fischamend und die historische Österreichische Luftfahrtgeschichte gestellt.

Um noch besser und zielgerichteter die luftfahrthistorische Arbeit der ILF nach außen zu tragen haben sich viele weitere Experten, wie Prof. Adalbert Melichar, Mag. Wolfgang Tobisch, FW-Museumschef Hubert Binder, Altbürgermeister Leo Schörghuber oder Gottfried Rieck zusammengefunden, um in enger Zusammenarbeit alle Themenkreise rund um die Luftfahrt, ausgehend von der Ortsgeschichte über Personengeschichte, Themen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, wie der Aufstieg und Niedergang der Mühlenwirtschaft und vieles mehr  für die Öffentlichkeit zu bewahren und zur Verfügung zu stellen.

Die wissenschaftliche Arbeit der ILF, welche sich in vielen Projekten schon niedergeschlagen hat, wird künftighin gemeinschaftlich, verdichtet und strukturiert die Bereiche Forschung und Sammlung, Archivierung und Dokumentation, Publikation und Lehre betreiben.

Mit diesem Schritt wird weiterhin die Wissenschaftliche Forschung nicht im Elfenbeinturm verschlossen, so eben auch in vielschichtiger Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Zeitzeugin im ILF-Interview

Über die zufällige Bekanntschaft von Prof. Adalbert Melichar (ILF-Ehrenmitglied), anlässlich eines lyrischen Abends im Kurhaus Bad Deutsch-Altenburg mit Uschi Waltritsch hatten wir das Glück Frau Maria Wunderl kennenzulernen und mit ihr zwei Stunden zu sprechen.

Rudi Ster (ILF-Obmann) und Thomas Eremit besuchten sie in ihrem Domizil in der Nähe von Velden am Wörthersee.

Maria Wunderl wurde im Jänner 1918 in Strassburg im Kärntner Gurktal geboren und befindet sich aktuell im 103. Lebensjahr, sie erfreut sich erstaunlicher Rüstigkeit.

Vor Allem hat sie ein überaus scharfes Gedächtnis und Erinnerungsvermögen, sodass wir über ihr bewegtes Leben plaudern konnten. Für uns als Historikerverein für österreichische Luftfahrtthemen sind neben erstaunlichen Erlebnissen ihre Tätigkeiten in den Heinkel-Werken in Rostock und Schwechat-Heidfeld von besonderem Interesse. Es muss zwischen April 1944 nach dem großen Bombenangriff auf Fischamend (Messerschmit-Werk WNF 3) und Kriegsende 1945 gewesen sein, als sie oftmals als Mitarbeiterin in Heidfeld mit vielen anderen bei Bombenalarmen nach Fischamend in einen von russischen Kriegsgefangenen erbauten Luftschutzstollen gebracht wurde. Sie hat all diese Wirrnisse des Weltkrieges überlebt und ist bereit über ihre Erlebnisse zu sprechen.

Mit ihrer Tochter, Frau Dagmar Helbig haben wir vereinbart, dass wir alles, was ihre Mutter uns als Zeitzeugin hinterlassen kann sammeln werden und nach akribischer Aufarbeitung als Publikation veröffentlichen werden. ILF wird die technischen Aspekte der Heinkel-Flugzeugwerke beitragen und helfen Maria Wunderl ein würdiges Denkmal zu setzen.

Neues Diplomprojekt mit der HTL Mödling

Mitten in der Corona-Krise hat es sich ergeben, dass unsere Freunde an der HTL-Mödling, in diesem Falle aus der Höheren Abteilung für Holztechnik ein neues Diplomprojekt für die Absolventen 2021 suchten.

Es ist uns eine große Ehre und Freude, dass wir nun die siebente Abschlussarbeit mit unseren Experten begleiten dürfen.

An dieser Stelle möchten wir alle unsere HTL-M -Kooperationsprojekte in Erinnerung rufen, welche wichtige Einrichtungen des Fliegerarsenals Fischamend 1909-1918 darstellen:

  • Der Luftschraubenprüfstand und Windkanal 1916 (Maschinenbau und Innenarchitektur 2016/2017)
  • Die Körting-Luftschiffhalle 1909 (Innenarchitektur 2018)
  • Die Stagl-Mannsbarth-Luftschiffhalle 1910 (Innenarchitektur 2019)
  • Die Wasserstoff-Gasfabrik 1910 (Maschinenbau 2020)
  • Die Körting-Luftschiffhalle Digitalmodell (Innenarchitektur 2020)
  • Der erste Fliegerhangar 1911 (Holztechnik 2021)

Das neueste Kooperationsprojekt für 2021 ist ein hochinteressantes Objekt aus 1916.

Es wird auch in Kooperation mit der Abteilung Holztechnik und 3 Diplomanden des Abschlussjahrganges 2021 realisiert werden. Es wurde speziell nach 1914 neben anderen kriegswichtigen mobilen Einrichtungen auch zerlegbare und leicht transportierbare Fliegerhangars benötigt. Die Firma Wenzel Hartl (Heute Hartl-Fertighäuser) entwarf einen demontierbaren Vollholzhangar für alle in der Monarchie verstreuten Flugplätze. Die statische Auslegung und die Verbindungselemente, sowie der Bau des Modelles und einzelner Detaillösungen wird Gegenstand der Arbeit sein.

ILF und ÖFH in Kooperation

Wir freuen uns ganz besonders, Folgendes bekanntgeben zu können:

Ab sofort werden die beiden Vereine ihre Aktivitäten in enger Zusammenarbeit im Sinne einer kompetenten Schilderung der historischen Geschehnisse rund um die Österreichische Fliegerei bündeln.

Der Verein Österreichische Flugzeug Historiker (ÖFH) ist, wie ILF, eine gewinnlose Vereinigung von Interessenten an der österreichischen Luftfahrt.

Die ÖFH beschäftigen sich seit mehr als 40 Jahren mit der Fluggeschichte Österreichs, besonders aber mit einzelnen Flugzeugtypen. Sie sammeln flughistorisches Material wie Fotos, Pläne, Bücher, etc. mit dem Ziel, einen regen Gedankenaustausch mit allen, die an der Luftfahrt Österreichs interessiert sind, zu pflegen.

Das Hauptaugenmerk liegt auf den Flugzeugen der k.u.k. Luftfahrtruppe und des Österreichischen Bundesheeres der Ersten und Zweiten Republik, sowie den Schicksalen von Österreichern in der Luftwaffe 1938 bis 1945. Dazu gehören natürlich auch die Tätigkeiten in der zivilen Luftfahrt in Österreich.

Die ILF wird künftig mit unseren Luftfahrthistorikern, von denen etliche, zum Teil bereits seit vielen Jahren, Vollmitglieder der ÖFH sind, Artikel in der international renommierten Vereinszeitung „ÖFH-Nachrichten“ veröffentlichen. Als „Initialzündung“ wird in der Ausgabe 02/20 ein umfangreicher Artikel über die Fliegerlaufbahn des Leutnant Norbert Graziadei in der Deutschen Luftwaffe erscheinen, zeitlebens ein echter Tiroler, aber durch seine Heirat mit Anna Rukteschel auch ein „halber Fischamender“.