Samstag, der 20.Juni 1914 ging als schwarzer Tag in die Geschichte der k.u.k. Luftschifffahrt ein, welcher auch die Luftschiffforschung drastisch beendete. Fast könnte man glauben es wäre ein Vorbote des herannahenden Ersten Weltkrieges mit seinen fürchterlichen Auswirkungen gewesen. Tatsächlich liegen nur 8 Tage (28.Juni1914)
Zwischen der Körting-Katastrophe und der Ermordung des Thronfolgerpaares Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und seiner Gemahlin Sophie Chotek von Chotkowa und Wognin, Herzogin von Hohenberg, in Sarajewo.
Das Luftschiff Körting und seine Besatzung hatte bei seiner letzten Fahrt unter dem Kommando von Hptm. Johann Hauswirth die Aufgabe mit der an Bord befindlichen innovativen Scheimpflug-Kamera optische Landvermessungstests durchzuführen. Angeblich zeichnete das Luftschiff Schlingerbewegungen in den Himmel, sodass ein Beobachtungsflugzeug losgeschickt wurde „um nachzusehen“. Das Flugzeug, ein Farman HF20, gesteuert vom sehr erfahrenen Feldpiloten Olt. Ernst Flatz. Dennoch kam es südöstlich von Fischamend zur Kollision zwischen Luftschiff und Flugzeug, beide gingen in Flammen auf und stürzten aus einer ungefähren Höhe von 400m ab. Es war 9:10 Uhr. Traurige Bilanz: 9 Tote
Der sehr bekannte Marinemaler Harry Heusser bannte die Katastrophen-Szenerie auf dem hier gezeigten Bild:
3 ½ Stunden nach dem Unglück besichtigte Erzherzog Karl Franz Joseph (Protektor des „Zentralkomitees zur Schaffung der Oesterreichischen Luftflotte“, 1916-1918 als Karl I. letzter Österreichischer Kaiser, als Karl IV. letzter König von Ungarn) die Unglücksstätte. Der Erzherzog kam in Begleitung des Generalmajors Bellemond, des Generalmajors Baron Kirchbach, des Oberst v. Landwehr und des Linienschiffskapitäns Zuccoli sowie des Marinepiloten Wosecek. Oberstleutnant Uzelac erstattete die Meldung über die Katastrophe, über die der Erzherzog sichtlich erschüttert war. Der Erzherzog verweilte eine halbe Stunde am Unglücksort in Fischamend.
Das nachfolgende Bild, welches am 21.6.1914 im „Fremden-Blatt“ veröffentlicht wurde, zeigt Erzherzog Karl Franz Joseph mit seiner Gefolgschaft beim Wrack des Körting-Luftschiffes.
Am 1.April 2022, dem 100 Todestag von Kaiser Karl I. fand in der Kirche Nossa Senhora do Monte in Funchal auf Madeira ein Gedenkgottesdienst statt. GM iTr. Peter Pritz und Hptm. iTr Wilhelm Gärtner als Vertreter der ILF waren dort anwesend.
Karl wurde am 17.August 1887 auf Schloss Persenbeug als Sohn von Erzherzog Otto von Habsburg und Prinzessin Maria Josepha von Sachsen geboren. 1911 heiratete er im Schloss Schwarzau Zita von Bourbon-Parma. Mit dem Tod von Kaiser Franz Joseph 1916 wurde Karl für 2 Jahre Kaiser. Seine Friedensbemühungen scheiterten und im Herbst 1918 erklärte Kaiser Karl I. seinen Regierungsverzicht. Er starb am 1 April 1922 im Alter von 34 Jahren im Exil auf Madeira. Seitdem steht sein schlichter Sarkophag in der Kirche in Monte (Funchal). Er ist somit der einzige Habsburger-Kaiser, der nicht in der Kapuzinergruft in Wien bestattet ist.